Sich einem unsichtbaren Stern überlassen
"D'ont do anything that isn't play" - Ein scheinbar absurder Appell von Marshall Rosenberg in einer Welt voller Gesetze, Zwänge, geschriebener wie ungeschriebener Regeln?
Wieder und wieder erfahre ich, dass ich einen recht hohen Preis zahle, wenn ich Dinge tue, weil ich meine, ich müsste sie tun. Viele Jahre meines Lebens habe ich damit zugebracht, beruflich Dinge zu tun, zu denen ich mich beinahe zwingen musste - die ich nicht aus einem freien inneren Antrieb tun konnte, die mir nicht leicht gefallen sind und die für mich auch wenig freudvoll waren. Ich war bei meiner Berufswahl ungeschriebenen Regeln gefolgt und hatte Angst mich diesen Regeln zu widersetzen, vor allem wohl weil ich damals nicht wusste, was "Meins" war, was ich wollte.
Ich wusste nicht, welche Bedürfnisse ich mir mit diesem einzwängenden Handeln erfüllt habe. Den Begriff "Bedürfnisse“ haben in ihrer tieferen Bedeutung erst Evelyne Coën und Marshall B. Rosenberg in mein Leben gebracht. Da war ich fast vierzig Jahre alt. Dieser neue Blick auf mein Handeln hat es mir ermöglicht, den ursprünglichen Pfad zu verlassen.
Der Satz "Tue nichts, was nicht Spiel ist" dient mir heute als ein Massstab zu erkennen, ob ich meinen Weg gehe, oder ob ich mich neuerlich alten Regeln unterwerfe. Wenn ich selbst den Weg wähle, dann stellt sich auch in schwierigen Momenten so etwas ein wie spielerische Leichtigkeit.
Für den Weg, den ich heute gehe, gibt es keine Ausbildung. Es gibt keine Diplome, die mir das Erreichen von Zwischenzielen markieren. Ich folge einem unsichtbaren Stern, wie es Picasso formuliert. Orientierung gibt mir die innere Ausrichtung. Wenn ich in meiner Mitte bin, fühlt es sich leicht und kraftvoll an, als erlebte ich eine vertrauensvolle Verbindung zu mir selbst und zu einem grösseren Ganzen.
Ob mich dieser Weg materiell trägt?
Wenn ich mich von Angst leiten lasse, verliere ich die Verbindung zu mir, falle ich aus meinem Vertrauern heraus. Das Vertrauen lässt sich nicht befehlen oder zitieren, es kann nur wachsen. Ich versuche also ein Vertrauen in mir wachsen zu lassen, dass sich die Dinge fügen und ich auch existieren kann. Wenn das Vertrauen zwischendurch wieder verloren geht - was immer wieder gescheit -, dann höre ich meine Ängste an - einfühlend und geduldig. Gegenwärtig ist es ein Gehen in kleinen und kleinsten Schritten … .
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