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Bert Hellinger



Die Mitte

Jemand will es endlich wissen. Er schwingt sich auf sein Fahrrad, fährt in die offene Landschaft und findet, abseits vom Gewohnten, einen anderen Pfad. Hier gibt es keine Schilder, und so verlässt er sich auf das, was er mit seinen Augen vor sich sieht und was sein Schritt durchmessen kann. Ihn treibt so etwas wie Entdeckerfreude, und was ihm vorher eher Ahnung war, wird jetzt Gewissheit. Doch dann endet dieser Pfad an einem breiten Strom, und er steigt ab. Er weiss, wenn er noch weiter will, dann muss er alles, was er bei sich hat, am Ufer lassen. Dann wird er seinen festen Grund verlieren und wird von einer Kraft getragen und getrieben werden, die mehr vermag als er, so dass er sich ihr anvertrauen muß. Und daher zögert er und weicht zurück.

Als er dann wieder heimwärts fahrt, da wird ihm klar, daß er nur wenig weiss, was hilft, und dass er es den anderen nur schwer vermitteln kann. Zu oft schon war es ihm wie jenem Mann ergangen, der einem anderen Fahrrad hinterherfährt, weil dessen Schutzblech klappert. Er ruft ihm zu: "He, du, dein Schutzblech klappert!" "Was?" "Dein Schutzblech klappert!" "ich kann dich nicht verstehen", ruft der andere zurück, "mein Schutzblech klappert!" Irgendetwas ist hier schiefgelaufen, denkt er sich. Dann tritt er auf die Bremse und kehrt um.

Ein wenig später fragt er einen alten Lehrer. "Wie machst denn du das, wenn du anderen hilfst? Oft kommen zu dir Leute und fragen dich um Rat in Dingen, von denen du nur wenig weisst. Doch nachher geht es ihnen besser." Der Lehrer sagt ihm: Nicht am Wissen liegt es, wenn einer auf dem Wege stehenbleibt und nicht mehr weiter will. Denn er sucht Sicherheit, wo Mut verlangt wird, und
Freiheit, wo das Richtige ihm keine Wahl mehr läßt. Und so dreht er sich im Kreis. Der Lehrer aber widersteht dem Vorwand und dem Schein. Er sucht die Mitte, und dort gesammelt wartet er wie einer, der die Segel ausspannt vor den Wind , ob ihn vielleicht ein Wort erreicht, das wirkt. Wenn dann der andere zu ihm kommt, findet er ihn dort, wohin er selber muss, und die Antwort ist für
beide. Beide sind Hörer." Und er fügte hinzu: "Die Mitte fühlt sich leicht an."

[Aus: Bert Hellinger, Die Mitte fühlt sich leicht an, Kösel 1996]

Auf der Heimfahrt wird er sich seiner Ohnmacht bewusst, sich selbst zu helfen, aber auch sich anderen mitzuteilen. Immer wieder geschieht es, dass er anderen etwas zuruft und Un

Als er dann wieder heimwärts fahrt, da wird ihm klar, daß er nur wenig weiss, was hilft, und dass er es den anderen nur schwer vermitteln kann. Zu oft schon war es ihm wie jenem Mann ergangen, der einem anderen Fahrrad hinterherfährt, weil dessen Schutzblech klappert. Er ruft ihm zu: "He, du, dein Schutzblech klappert!" "Was?" "Dein Schutzblech klappert!" "ich kann dich nicht verstehen", ruft der andere zurück, "mein Schutzblech klappert!" Irgendetwas ist hier schiefgelaufen, denkt er sich. Dann tritt er auf die Bremse und kehrt um.

Ein wenig später fragt er einen alten Lehrer. "Wie machst denn du das, wenn du anderen hilfst? Oft kommen zu dir Leute und fragen dich um Rat in Dingen, von denen du nur wenig weisst. Doch nachher geht es ihnen besser." Der Lehrer sagt ihm: Nicht am Wissen liegt es, wenn einer auf dem Wege stehenbleibt und nicht mehr weiter will. Denn er sucht Sicherheit, wo Mut verlangt wird, und
Freiheit, wo das Richtige ihm keine Wahl mehr läßt. Und so dreht er sich im Kreis. Der Lehrer aber widersteht dem Vorwand und dem Schein. Er sucht die Mitte, und dort gesammelt wartet er wie einer, der die Segel ausspannt vor den Wind , ob ihn vielleicht ein Wort erreicht, das wirkt. Wenn dann der andere zu ihm kommt, findet er ihn dort, wohin er selber muss, und die Antwort ist für
beide. Beide sind Hörer."

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